Von New York nach Herborn

Junge Patienten beschäftigen sich mit Kunst

 |  Vitos Herborn

Herborn, 07. Mai 2019 / Das jährliche Kunstprojekt mit Patienten der Vitos Klinik Rehberg und Studierenden der Alanus Hochschule Alfter hat Tradition – bereits seit 20 Jahren findet es satt und auch in diesem Jahr haben Studierende im zweiten Semester des Masterstudiengangs Kunsttherapie Konzepte für Projektgruppen erarbeitet. Die Teilnehmer der vier unterschiedlichen Projektgruppen – Patienten im Alter zwischen vier und 18 Jahren – erlebten eine eindrucksvolle und herausfordernde Woche. Am letzten Tag präsentierten sie ihre entstandenen Kunstwerke den Mitarbeitern und Mitpatienten der Klinik.

Mit der Graffitikunst beziehungsweise der Street- und Pop Art können sich erfahrungsgemäß viele Jugendliche identifizieren. Um einen Fokus in der Vielfalt verschiedener Street-Art-Positionen zu setzen, hatten die Studenten für die Gruppe der dreizehn bis 17-Jährigen die Werke des New Yorker Künstlers Keith Haring als stilistische Anregung gewählt. Haring ist ein Vertreter der Pop-Art der 1980er Jahre. Sein bunt-poppiger Stil bietet gute Zugangsmöglichkeiten für die eigene Phantasietätigkeit und hat eine Bildsprache die Jugendliche leicht begeistert. Mit dieser Vorlage erarbeiteten die Projektteilnehmer dieser Gruppe eine gemeinsame große und figurative Gestaltung auf Leinwand, auf der sie sich selbst als lebensgroße Figuren abbilden konnten. Hier war es für die jungen Menschen eine Herausforderung, ihren eigenen Platz in der Szene zu finden und gleichzeitig ein Gemeinschaftswerk zu gestalten. Es entstand ein gelungenes, farbenfrohes lebensgroßes Kunstwerk.

Unterwasserwelt, Masken und Farblabor

Das Konzept „Masken - Das Gesicht hinter dem Gesicht“ richtete sich an Jugendliche im späten Adoleszentenalter, in dem die Thematik ‚Identität‘ eine große Rolle spielt. Der junge Mensch ist nicht mehr Kind, aber auch noch nicht erwachsen. Die Teilnehmer stellten sich zu Beginn des Projektes die Frage: Wer möchte ich sein? Wer könnte ich sein? Mit verschiedenen gestalterischen Techniken und Materialien kreierten sie eine eigene Maske, mit der sie sich mit ihren Stärken und Schwächen identifizieren konnten. Die Freude an der kreativen Arbeit wurde an den individuellen Masken deutlich, die die Ideen der Schöpfer vielseitig wiedergaben.

In der Gruppe Farblabor Herborn stand es für die zehn bis 16-jährigen Teilnehmer im Vordergrund, die Materialien für ihre Kunstwerke selbst in der Natur zu finden und für die Herstellung von Farben zu nutzen. Zu Beginn lernten sie vieles über die Technik von Eco-Printing und experimentierten mit Blättern und Blüten, die sie zuvor gesammelt hatten. Auch verschiedene Obst- und Gemüsesorten wie zum Beispiel Rotkohl wurden gepresst oder im Mörser zerkleinert, um anschließend mit dem Pflanzensaft, durch die Hinzugabe von Salzen oder Zitrone,  Farbvariationen zu erzeugen und mit den Farben zu experimentieren. Auf diese Weise stellten die Teilnehmer ihre eigenen Farben im Farblabor her, die sie dann zum Bemalen von Aquarellpapieren benutzten. Nach der Trocknung der Papiere gestaltete die Teilnehmer ein eigenes Buch, das wunderschöne natürliche Pflanzencharaktere zum Vorschein brachte.

Das Thema Unterwasserwelt weckte die Kreativität der jüngsten Teilnehmer. Sie sind zwischen vier und zwölf Jahre alt und während der Projektwoche konnten sie in verschiedene Rollen schlüpfen. Gemeinsam überlegten sie, welche Unterwasserwesen es gibt und welches ihr Lieblingsunterwassertier ist. Mit Unterstützung der Kunststudenten gestalteten sie eine Unterwasserwelt mit fantasiereichen Wassertieren und ihren eigenen Kostüme aus unterschiedlichen Materialien.

Bei dem alljährlichen Kunstprojekt können die jungen Patienten Erfahrungen mit Halt gebenden Strukturen und kreativen Freiräumen machen. Dadurch erproben sie innerhalb eines begrenzten Rahmens eigene Handlungsspielräume. „Es ist ein Übungs- und Lernfeld für soziale Kompetenzen, Beziehungsgestaltung und Angstüberwindung“, erklärte die leitende Dozentin der Kunsthochschule, Prof. Dr. Dagmar Wohler. „Das künstlerische, phantasievolle und experimentelle Arbeiten weckt die Selbstwahrnehmung und steigert das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen der jungen Patienten.

„Gleichzeitig hat das Projekt auch das Ziel, eine Akzeptanz und Verinnerlichung von sozialen Regeln und Normen zu schaffen“, fügte Klinikdirektor Prof. Dr. Matthias Wildermuth hinzu. Beim Projekt hatten die Studierenden gemeinsame Regeln erstellt, die es einzuhalten galt. Zum Beispiel hieß eine der Regeln respektvoll miteinander umzugehen und die eigenen Werke sowie die der anderen wertzuschätzen.

 

Fotos (Vitos Herborn, Kerstin Pulverich): Klinikdirektor Prof. Dr. Matthias Wildermuth und Prof. Dr. Dagmar Wohler von der Alanus Hochschule mit den Studierenden der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft vor dem entstandenen Pop-Art Kunstwerk der Projektgruppe „Von New York nach Berlin“.

 

Hintergrund:

Das jährlich stattfindende Kunstprojekt der Vitos Klinik Rehberg in Kooperation mit der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft ist eines von verschiedenen Förderprojekten der Klinik, der es ein Anliegen ist, diese pädagogisch-therapeutisch wertvollen Prozesse zu unterstützen, auch wenn sie nicht in den Finanzierungsbereich der Krankenkassen fallen. Aufgrund der besonderen Finanzierungsstruktur des Gesundheitswesens können einige Förderprojekte daher nur mit Hilfe von Spenden und Fördermitteln finanziert werden. Weitere Informationen zu den aktuellen Förderprojekten der Vitos Klinik Rehberg finden Sie unter www.vitos-herborn.de 'Helfen und Spenden'.

 

Die Vitos Klinik Rehberg ist eine Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Sie bietet stationäre, tagesklinische sowie ambulante Aufenthalte für Kinder an, deren Alter zwischen 18 Monaten und 18 Jahren liegt. Die Schwerpunkte der Klinik sind z.B. emotionale, hyperkinetische bzw. neurotische Störungen, Identitätskrisen, Störungen des Sozialverhaltens sowie Beziehungs- und Bindungsstörungen sowie Psychosen. Therapeutische Angebote sind z.B. Spiel- und Gesprächstherapie, Kunst- und Gestaltungstherapie, kreative Kindertherapie, Ergo- und Mototherapie, Bewegungs- und Tanztherapie, Dramatherapie, Sportgruppe, etc.

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