Über einhundert Verantwortliche aus Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik nahmen am ersten Tag des Kongresses "Zukunft Gesundheit" des Klinikverbunds Hessen in Wiesbaden teil.
In seiner Begrüßung wies Clemens Maurer, Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds Hessen, auf die Nervosität hin, die durch die Krankenhausreform bei den Krankenhausverantwortlichen, aber auch bei den Beschäftigten ausgelöst worden sei. „Wir müssen sehr schnell den Mitarbeitenden Sicherheit geben, wie die zukünftige Struktur aussieht und wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber ehrlich sein, dass die Krankenhaus- und Gesundheitsversorgung morgen anders aussehen wird und anders aussehen muss als heute“, betonte Maurer. Er wies auch darauf hin, dass die finanzielle Situation der Krankenhäuser aktuell äußerst angespannt sei.
„Die Insolvenz ist kein Gespenst mehr, sondern Realität geworden und klopft an manche Krankenhaustüren“, ergänzt Reinhard Schaffert, Geschäftsführer des Klinikverbunds Hessen in seiner Begrüßung. Er betonte auch, dass Diskussionen wie auf diesem Kongress auf die weiter Gestaltung der Reform einwirken könnten.
Maurer und Schaffert bedankten sich ausdrücklich bei dem hessischen Minister für Soziales und Integration, dass er sein auf dem Kongress Zukunft Gesundheit 2019 gegebenes Versprechen erfüllt und für eine deutliche Erhöhung der Investitionsförderung der hessischen Krankenhäuser gesorgt habe.
In seinem Grußwort betonte der Minister die gute Zusammenarbeit zwischen den hessischen Krankenhäusern und dem Ministerium sowie das gemeinsame Engagement für die hessische Krankenhausversorgung. Neben der erheblichen Steigerung der Investitionsfinanzierung und weiterer finanzieller Maßnahmen engagiere sich das Land unter anderem auch im Bündnis Fachkräftesicherung, habe wichtige Meilensteine in der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit angelegt und setzte die Akademisierung einiger Gesundheitsberufe fort. In Bezug auf die Krankenhausreform nehme Hessen seinen Einfluss gemeinsam mit den anderen Ländern und in Abstimmung mit den Betroffenen vor Ort war. Im Mittelpunkt stehe für die die qualitativ hochwertige Versorgung der Bevölkerung gemeinsam mit medizinischen und wirtschaftlichen Faktoren sowie den Arbeitsbedingungen. Die Kommissionsvorschläge hätten einen Stein ins Rollen gebracht, den es aufzunehmen gelte.
Frau Irmtraud Gürkan, Mitglied der Regierungskommission zur Reform der Krankenhausversorgung, betonte den Grundkonsens zwischen Bund und Ländern, dass ein Transformationsprozess der Krankenhausstrukturen notwendig sei. Dieser Transformationsprozess müsse jedoch über eine Neuauflage des Strukturfonds auch finanziert werden. Die Regierungskommission werde sich auch noch zu anderen Themen wie Investitionsförderung und sektorübergreifende Versorgung äußern. Die Vorschläge seien auch keine Einzelteile, sondern stünden im Zusammenhang hinter einem Zielbild der Versorgung.
Auch die Deutschen Krankenhausgesellschaft lehne die Reform nicht ab, betonte ihre stellvertretende Vorsitzende Prof. Henriette Neumeyer. Die von der DKG in Auftrag gegebene Auswirkungsanalyse zeige, an welchen Punkten der Kommissionsvorschlag in der Praxis nicht aufgehe und die DKG mache Vorschläge, wie dies aufzulösen sei. Neumeyer warnte davor, mit zu engen Regelungen die Krankenhausversorgung zu sehr abzubauen, so dass danach wieder teuer gegengesteuert werden müsse. Vielmehr sollten die bestehenden Strukturen für die Transformation genutzt werden.
Annemarie Fajardo, stellvertretende Vorsitzende des deutschen Pflegerats, kritisierte, dass Gesundheitspolitik zu oft aus Kassensicht stattfinde. Sie sehe in der Reform jedoch auch wichtige zukünftige Aufgaben für die Pflege. Die Kommission habe beispielsweise die Leitung der Krankenhäuser des Level 1i durch entsprechend qualifizierte Pflegekräfte vorgeschlagen. Daneben seien aber auch Prävention, gesundheitliche Bildung und weitere Gesundheitsleistungen denkbar, die Pflegekräfte eigenständig erbringen könnten. Allerdings sei auch eine Anpassung der Ausbildungsstandards der Gesundheitsberufe an europäische Standards und insbesondere eine Akademisierung notwendig.
Bei dem an die Diskussionsrunde anschließenden Empfang des Klinikverbunds Hessen wurden die Diskussionen in persönlichen Gesprächen weitergeführt.
Reinhard Schaffert zeigte sich als Veranstalter und Moderator mit den Diskussionen zufrieden. „Morgen werden wir die heute angerissen Themen in fachlichen Diskussionsforen vertiefen“, erklärte er.