Menschen stehen bei einem Workshop in mehreren Gruppen zusammen

Workshop "Die Zukunft der Pflege" beim Kongress Zukunft Gesundheit | Foto: Jochen Kratschmer

Kongress Zukunft Gesundheit: Beiträge und Anregungen zur Reformdiskussion

Rund 170 Teilnehmende diskutierten konstruktiv zur Krankenhausreform und anderen Krankenhausthemen beim Kongress des Klinikverbunds Hessen

 |  Wiesbaden

Wir haben die Reformvorschläge und viele weitere Themen diskutiert und dabei Impulse gesetzt, Kritik geübt, aber auch konstruktive Anregungen für die Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung und unseres Gesundheits-Wesens gegeben. Diese gilt es jetzt nicht nur mit nach Hause zu nehmen, sondern selbstbewusst und beharrlich öffentlich und gegenüber der Politik zu vertreten“, resümiert Reinhard Schaffert, Geschäftsführer des Klinikverbunds Hessen und Organisator der der Veranstaltung die Ergebnisse des Kongresses Zukunft Gesundheit des Klinikverbunds Hessen. Am ersten Kongresstag (→Pressemitteilung) wurde die Krankenhausreform bereits politisch diskutiert, am zweiten Tag lag der Schwerpunkt auf der Umsetzung und den praktischen Folgen für die Krankenhäuser.

Als Einstieg des zweiten Tages stellte Frau Nic Bode-May in einem Impulsvortrag die Krankenhausarchitektur der Zukunft dar. Krankenhäuser müssten und sollten nicht nur zweckdienliche Funktionsbauten sein, sondern könnten den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten gerecht werden. Es gelte architektonisch eine wohltuende Umgebung schaffen, die den Heilungsprozess unterstütze und auch für das Personal eine angenehme Arbeitsatmosphäre schaffe. Dies sei nicht wesentlich teurer als Zweckbauten und würde dafür langfristig die Betriebskosten senken. Zudem müsse die Krankenhausarchitektur auch die zukünftigen Entwicklungen wie Ambulantisierung, Digitalisierung oder die Krankenhausreform berücksichtigen und entsprechend flexible Nutzungsmöglichkeiten schaffen.

Anschließend diskutierten der Gesundheitsökonom Prof. Andreas Beivers sowie Johannes Wolff vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung und Prof. Steffen Gramminger, Geschäftsführer der Hessischen Krankenhausgesellschaft über die Auswirkungen der Reform. Prof. Beivers stellte dar, dass die strenge Anwendung der Reformvorschläge in der ursprünglichen Form unerwünschte Auswirkungen habe, da insbesondere die mittlere Krankenhausgröße der Schwerpunktversorgung zu sehr ausgedünnt werde. Es sei inzwischen Konsens. dass hier Anpassungen erforderlich seien.

Johannes Wolff, Leiter des Referats Krankenhaus beim GKV-Spitzenverband befürwortete grundsätzlich bundeseinheitliche Regelungen zur Definition und Qualitätsvorgaben für Leistungsgruppen. In vielen Regionen und bei vielen Leistungen sei die Diskussion um Leistungsverlagerungen jedoch überflüssig, weil die regionale Verteilung bereits der Bedarfsnotwendigkeit entspreche. Hier könne ein Haken gesetzt werden und es könne sich auf die Leistungen und Regionen konzentriert werden, wo eine Leistungsverlagerung oder Konzentration sinnvoll und notwendig sei.

Dies wurde von Steffen Gramminger, Geschäftsführer der Hessischen Krankenhausgesellschaft bestätigt, der eine angemessenere Berücksichtigung von Fachkliniken und eine weitgehende Entkopplung von Leistungsgruppen und Versorgungsleveln forderte. Die Präsentation des Reformvorschlags und darauf basierende konkrete Zuordnungen von Krankenhäuser zu Versorgungsleveln ohne vorhergehende Analyse der Auswirkungen und entsprechende Anpassungen sei für viele Krankenhäuser problematisch, da vorhandenes Personal verunsichert und potentielle Bewerbende abgeschreckt würden. Grundsätzlich müsse mit den Änderungen der Krankenhausstrukturen und Leistungen auch Anpassungen in anderen Bereichen – beispielsweise der ärztlichen Aus- und Weiterbildung – stattfinden, da Krankenhäuser der Basisversorgung in den vorgesehenen Leveln 1n und 1i dann keine Weiterbildungsermächtigung mehr hätten und somit für entsprechende Ärztinnen und Ärzte nicht attraktiv seien.

In der Publikumsdiskussion kam unter anderem der Hinweis, dass besonders in ländlichen Regionen die Reform auch Auswirkungen auf den ambulanten Sektor habe, da die meisten niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ursprünglich aus dem regionalen Krankenhaus kämen. Für viel Freude im Saal sorgte die Bemerkung, dass in manche Regionen nur neue Mitarbeitende kämen, „wenn Sie sich in die Region oder in jemanden aus der Region verlieben.

Anschließend fanden verschiedene thematische Foren statt. In Workshops erarbeiteten die Teilnehmenden die zukünftige Struktur der Gesundheitsversorgung aus ihrer Sicht und die Rolle der Pflege in der Gesundheitsversorgung. In Vorträgen und Diskussionsrunden wurde über die Entlastung von Personal und Freisetzung von Ressourcen durch Abbau von Bürokratie, die Zukunft der psychiatrischen Versorgung, Ambulantisierung, Digitalisierung, die drohenden Insolvenzen und die Auswirkungen der Reform auf die Finanzierung gesprochen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion besprachen Dr. Christian Höftberger, Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft, Hubert Connemann, Vorsitzender des Verbands der Krankenhausdirektoren Hessen und Clemens Maurer, Vorstandsvorsitzender des Klinikverbunds Hessen die Strategien der Krankenhausverantwortlichen um die durch Corona, Energie, Inflation, Finanzierungslücke und Strukturveränderung verursachte Dauerkrise im Krankenhausbereich zu bewältigen. Solange die Krankenhausvergütungen und die Kosten weiter auseinanderliefen, gebe es allerdings keine erfolgreiche Strategie. Die Möglichkeit für Einsparungen seien ausgereizt oder führten in eine Abwärtsspirale und dauerhafte Zuschüsse durch die Träger seien auch keine Lösung. Die Krankenhäuser seien jedoch ein Stützpfeiler der Gesundheitsversorgung, sie stünden 24 Stunden sieben Tage die Woche zur Verfügung und würden aufgesucht, wenn Hilfe benötigt werde. Zunehmende Insolvenzen von Krankenhäusern nähme die Bevölkerung als Einschränkung war. Darauf müsse auch irgendwann die Politik reagieren.

Reinhard Schaffert wertet den Kongress als Erfolg und bedankt sich bei allen, die organisatorisch und durch ihre Unterstützung zum reibungslosen Ablauf des Kongresses beigetragen haben. „Allen Mitwirkenden sowie den Rund 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmern danke ich für die lebendigen, spannenden und konstruktiven Beiträge und Diskussionen. Es war – wie die Impressionen zeigen – ein Kongress mit intensiven Gesprächen, gegenseitigen Angeboten und ausgetreckten Händen und nicht zuletzt – trotz der angespannten Situation und den anstehenden Herausforderungen durch die Reformen – auch ein Kongress mit viel Freude, Spaß und Genuss“, erklärt Schaffert.

Der nächste Kongress Zukunft Gesundheit zur Fortsetzung der Diskussionen und Gespräche sowie zur Bearbeitung neuer aktueller Themen ist für den 6. Und 7. März 2024 geplant.

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